Bericht über Hochzeitsfotografie in der Photonews

In der aktuellen Ausgabe der Photonews wird über den Beruf „Hochzeitsfotograf“, über das Portal Hochzeitsfotografen-Deutschland.de und mein Wirken als Hochzeitsfotograf berichtet. Hier der Text von Anna Gripp in voller Länge. Ich habe die Erlaubnis Ihn hier zu veröffentlichen:

Beruf Fotograf
Teil 18: Hochzeitsfotografie
Roland Michels und das neue Portal Hochzeitsfotografen Deutschland
Nach dem dritten Anruf in der Photonews-Redaktion wurden wir stutzig. Schon wieder baten uns frisch Vermählte um ein Gutachten, weil ihre in Auftrag gegebenen Hochzeitsfotos misslungen seien oder sie mit merkwürdigen Geschäftspraktiken konfrontiert wurden. Was ist da los in dieser Branche?

Die Hochzeitsfotografie ist in Deutschland traditionell eine Domäne der Handwerksfotografen. Lange Zeit waren hier die Bereiche klar abgesteckt: Hochzeitsfotograf durfte sich nur nennen, wer einen Meisterbrief als Fotograf hatte bzw. für einen Meisterbetrieb arbeitete. Quereinsteiger, Bildjournalisten oder Fotodesigner, die eine Hochzeit fotografierten, liefen Gefahr, Ärger mit der Handwerkskammer vor Ort zu bekommen. Durch das Ende 2003 verabschiedete Gesetz zur „Änderung der Handwerksordnung“ hat sich diese Situation etwas entschärft. Der Meisterzwang für Fotografen besteht seit 2004 nicht mehr. Allerdings wurde die Fotografie nicht vollständig aus dem Handwerk herausgelöst. Die oft schwierige Abgrenzung zwischen handwerklicher und sogenannter künstlerischer Fotografie gilt letztlich weiterhin.

Diese inkonsequente Reform hat absurde Folgen. Heute kann sich einerseits jeder, unabhängig von seinen fotografischen Fähigkeiten, in die Handwerksrolle eintragen lassen, weder die Meisterprüfung noch die Gesellenprüfung sind hierfür erforderlich. Auch wenn zuvor die Meisterprüfung kein Garant für überzeugende Bilder war, so ist jetzt die Grenze zum niedrigsten (technischen und gestalterischen) Niveau offen. Zugleich kann es professionellen und begabten, aber nicht in die Handwerksrolle eingetragenen Fotografen theoretisch weiter passieren, dass sie von Kollegen angeschwärzt werden, wenn sie in traditionell handwerklichen Bereichen der Fotografie tätig sind.

Für potentielle Kunden ist es oft schwer, sich zu orientieren. Die Berufsbezeichnung Fotograf garantiert noch keine hochwertige Leistung. Auch das gern benutzte, schmückende Wort “Profi” nicht. Aber es gibt unter anderem durch das Internet durchaus Möglichkeiten, gute Fotografen zu finden.

So sind auch wir über Google auf das im Mai gegründete Portal Hochzeitsfotografen Deutschland (www.hochzeitsfotografen-deutschland.de) gestoßen und damit auf den Hamburger Fotografen Roland Michels. Zusammen mit seinem Kollegen Ondro Ovesny rief er das Portal als “Plattform für anspruchsvolle Hochzeitsfotografie im deutschsprachigen Raum” ins Leben. Vorbild war das Portal der Wedding Photojournalist Association, eine amerikanische Initiative, die mittlerweile Fotografen weltweit vereint. Hier geht es nicht um das klassische, gestellte Hochzeitsportrait, das vor allem in Deutschland lange prägend für dieses Genre war, sondern um eine lebendige Reportage des Hochzeitstages. Die WPJA ist ein einflussreicher Verband mit Online- Magazin, Forum, jährlichem Wettbewerb und hohen Anforderungen an potentielle Mitglieder. Mit derzeit 13 Mitgliedern ist Hochzeitsfotografen Deutschland von dieser Position weit entfernt, doch hat sich bereits in den wenigen Monaten des Bestehens gezeigt, dass es klug war, ein eigenes Portal für den deutschsprachigen Raum zu gründen. Das Internet spielt für die Vermarktung heute eine kaum zu unterschätzende Rolle. Selbst wenn Kunden durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf einen Fotografen aufmerksam werden ist der Blick auf die Webseite eine Möglichkeit, sich von der Qualität einer Arbeit zu überzeugen. Wer hier u.a. über Google schnell gefunden wird, hat entsprechend größere Chancen.

Roland Michels, geb. 1972 in Trier, ist als Quereinsteiger zur Hochzeitsfotografie gekommen. Nach seinem Schulabschluss machte er eine Lehre als Gärtner und arbeitete, später als Gärtnermeister, gut 12 Jahre in diesem Beruf. Die Fotografie war immer ein Hobby, sein Lieblingsgebiet die Naturfotografie. 2004 beschloss er, sich als Fotograf selbstständig zu machen. Michels gehört zur jungen Fotografengeneration, die von Anfang an kommerziell digital fotografieren (konkret mit einer Canon EOS-1Ds Mark II). Durch Kontakte zu PR-Agenturen arbeitete er anfangs im Bereich PR, Werbung und Food. Hochzeiten fotografierte er zunächst nur nebenbei, merkte aber bald, dass ihm diese Arbeit und der Umgang mit Menschen liegt. Seit 2006 steht die Hochzeitsfotografie, genauer: die Hochzeitsreportage, im Mittelpunkt seiner Arbeit.

Hochzeitsreportagebilder treffen zunehmend den Geschmack der heutigen Brautpaare, die sich eher locker-fröhlich als steif präsentieren wollen. Dass trotzdem das traditionelle weiße Brautkleid immer noch hoch im Kurs steht, ist für den Fotografen durchaus von Vorteil. So ist die Braut im Bild immer klar erkennbar.

Wer bei einer Hochzeit Bilder aus dem Moment heraus fotografiert und seltener in Szene setzt, muss schnell reagieren können. So ist es nicht verwunderlich, dass in diesem Bereich zunehmend auch Presse- und Sportfotografen ihr Auskommen finden. Die Digitalfotografie hat hier zahlreiche Vorteile. Wenn Roland Michels eine Hochzeit von morgens bis abends begleitet kommt er schnell auf 3.000 Bilder – ein undenkbarer Materialaufwand im analogen Zeitalter. Hinzu kommt, dass schwierige Lichtsituationen, wie z.B. in der Kirche, leichter zu bewältigen sind.

Roland Michels hat seine eigene Webseite www.hochzeitsfotograf-hamburg.de genannt, auch das geschickt im Sinne der Auffindbarkeit durch Google u. Ä. Wer sich hier die Beispielfotos anschaut, erkennt das Talent des Fotografen. Die Bilder erfüllen den Anspruch vom “schönsten Tag im Leben”. So anstrengend dieses Klischee auch sein mag, die Dienstleistung Hochzeitsfotografie hat hier eine wichtige Aufgabe. Bilder können den Beweis bieten, dass dieser Tag wirklich schön war. Entsprechend groß ist die Enttäuschung, wenn der Hochzeitsfotograf scheitert. Das kann – wie anfangs erwähnt – sogar zum Rechtsstreit führen. In der Hochzeitsfotografie macht mir so schnell keiner was vor”, sagt Roland Michels selbstbewusst. Auch bei diesem Genre macht die Übung den Meister, so kennt Michels mittlerweile die Abläufe genau und weiß, wie er Menschen aus der Reserve lockt. Nach und nach hat er sich selbst einige Regeln gesetzt. So möchte er möglichst den gesamten Hochzeitstag – vom Ankleiden über die Trauung bis zur Party – mit der Kamera begleiten. Wer nur ein paar Portraits vor dem Standesamt möchte, ist bei ihm an der falschen Adresse. Mit seinen Kunden führt er ein Vorgespräch, um sich ein wenig näher zu kommen, das schließt das Duzen mit ein. Trotz aller Lockerheit erscheint auch er am Hochzeitstag im Anzug – so viel Stil muss sein. Die Bilder vom Ankleiden sind nicht nur bei vielen Kunden beliebt, sondern ermöglichen eine Nähe, die bei den folgenden Aufnahmen hilft, der Fotograf wird zum selbstverständlichen Begleiter. Auch Michels fotografiert zwischendurch Portraits des Hochzeitspaares, aber nicht in der Mittagssonne. “Hochzeitsfotos müssen ein wenig romantisch sein”, sagt er – und das gelingt halt besser im Abendlicht. Gruppenportraits fotografiert er nur auf besonderen Wunsch.

Von den ca. 3.000 fotografierten Bildern wählt Roland Michels 700 bis 1.000 Motive aus, bearbeitet diese am Computer und speichert sie als hochauflösende JPG-Dateien für seine Kunden auf DVD. Diese können damit frei über die Daten verfügen. Außerdem werden die Bilder (auf Wunsch verschlüsselt) für mindestens sechs Monate in eine Online-Galerie auf die Webseite des Fotografen gestellt. Die Weitergabe der Bilddaten ist ein Diskussionspunkt in der Hochzeitsfotografie. Viele Portraitfotografen geben ihren Kunden nur Abzüge und verdienen – wie schon in der analogen Fotografie – später auch an den Bildbestellungen. Für die Hochzeitsreportagefotografen gilt dieses Verfahren als überholt und zudem wenig transparent. Denn Kunden können so schwer abschätzen, welche Kosten auf sie zukommen (wenn Oma, Opa, Tante, Onkel… auch noch Bilder haben möchten). Ärger ist damit vorprogrammiert.

Roland Michels berechnet eine Tagespauschale von 1.300 bis 1.800 Euro. Das schließt die anschließende Bildauswahl und Arbeit am Computer mit ein, was schnell 2-3 zusätzliche Tage erfordern kann. Damit Kunden erkennen, wie ein guter Abzug wirkt, liefert der Fotograf von ca. 30 Motiven Abzüge und empfiehlt einen Dienstleister für Bildbestellungen (www.saal-digital.de). Seine digitalen “Negative”, die RAW-Dateien, gibt auch er nicht raus.

Mittlerweile bewerben sich immer mehr Fotografen um eine Mitgliedschaft bei Hochzeitsfotografen Deutschland. Das zeigt den Bedarf an einem solchen Verbund. Roland Michels und sein Partner Ondro Ovesny wollen auch in Zukunft lieber langsam wachsen und stattdessen auf Qualität setzen. Bildnerisch liegt der Anspruch höher als beispielsweise bei dem Portraitfotografen-Portal www.pro-portrait.de. Hinzu kommt, dass bei den Mitgliedern die Hochzeitsfotografie ein Schwerpunkt sein sollte und dies auch auf ihrer Webseite erkennbar sein muss. Die Mitgliedschaft kostet 199 Euro im Jahr. Neben dem Eintrag auf der Webseite, der Verlinkung in die Mitgliederliste mit Bildern und Details sowie der Beteiligung am internen Forum sind mittelfristig auch Wettbewerbe, Workshops und Treffen geplant. A.G.

www.hochzeitsfotograf-hamburg.de
www.hochzeitsfotografen-deluxe.com
Artikel erschienen in Photonews Ausgabe Oktober 2007

© Photonews / Anna Gripp

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